Vortrag: „Hier unter einem fremden Himmel athme ich wieder freyer“ – Die „Entdeckung“ Süddeutschlands in reiseliterarischen Texten des 18. und 19. Jahrhunderts
Lukas Staffler M.A. (Universität Augsburg)
Reich ist die neueste Reiseliteratur an gediegenen Werken über das Ausland und fremde Welttheile, dürftig dagegen ist dasjenige, was sie von Deutschland bietet.“ In seinem 1848 erschienenen Reisebericht über Süddeutschland beklagt der 1798 in Wien geborene Publizist Mathias Koch die in seinen Augen unzureichende reiseliterarische Erschließung deutschsprachiger Länder. Im Mittelalter waren vor allem Rom, Santiago de Compostela und die Heilige Stadt Jerusalem Zielorte heilsversprechender Pilgerfahrten. Mit dem Übergang zur Frühen Neuzeit verlor die rein religiöse Reiseabsicht zunehmend an Bedeutung. Die Erfahrbarkeit und Erforschbarkeit fremden Raumes, die sich aus der curiositas ableitete, rückte mit dem Humanismus zunehmend ins Zentrum und wurde zur Legitimitätsgrundlage zahlreicher Reiseunternehmungen. Der Vortrag möchte diese Erfahrbarkeit der Welt in gewisser Hinsicht einhegen und beschränkt sich deshalb in Raum und Zeit. Es geht weniger darum, eine Globalgeschichte des Reisens von den Anfängen bis zur Gegenwart zu skizzieren, sondern vielmehr um einen regionalhistorischen Zugang, der den süddeutschen, insbesondere schwäbischen Raum während der Sattelzeit in den Blick nimmt. Anhand ausgewählter deutschsprachiger Autoren soll verdeutlicht werden, wie fremder, aber aufgrund nachbarstaatlicher Verhältnisse doch bekannter Raum und dessen Bewohner wahrgenommen wurden. Reisemotivation, Fremdund Selbstzuschreibungen wie Überlegungen zum Nationalverständnis spielen in diesem Beobachtungszeitraum eine tragende Rolle und bieten Gelegenheit zur historiographischen Auseinandersetzung.
- Freier Eintritt - gerne mit Spende -